03. Mai 2023 Thema: Klima, Umwelt Von Gabriele Gerber-Weichelt
Künstliche Wasserflächen wie zum Beispiel Baggerseen können mit schwimmenden Photovoltaik-Anlagen zur Energiewende beitragen.
Die Metropole Ruhr beteiligt sich mit Hochdruck am Ausbau der Erneuerbaren Energien. Da der Strombedarf u.a. aufgrund der E-Mobilität immer weiter steigt, sind Kreativität und neue Lösungen gefragt. Der RVR besitzt etwa 18.000 Hektar Flächen in der Region, umgerechnet mehr als 25.000 Fußballfelder.
Um herauszufinden, welche Flächen sich für die Gewinnung Erneuerbarer Energien eignen, hat er eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Herausgekommen sind geeignete Standorte für Windräder und Photovoltaik (PV). Für die Installation von PV-Anlagen eignen sich zum einen freie Flächen und Halden, zum anderen bieten Wasserflächen ein besonders großes Potenzial. Gewässer, die sich besonders gut eignen, sind Baggerseen, also künstlich geschaffene Wasserflächen.
Auf Wasserflächen lassen sich relativ einfach Floating Photovoltaics (FPV) (engl. floating = schwimmend) installieren. Die Solarmodule werden auf Schwimmkörper montiert und diese am Gewässergrund verankert. Das Wasser kühlt die Module und steigert damit den Stromertrag im Vergleich zu Photovoltaik-Anlagen auf Landflächen.
FPV hat noch weitere Vorteile. Es gibt keine Nutzungskonflikte um die Flächen zum Beispiel mit der Landwirtschaft. Darüber hinaus sorgen die schwimmenden Module durch Verschattung für eine geringere Wassertemperatur und eine geringere Verdunstung.
Dem stehen einige Herausforderungen wie ein erhöhter Montageaufwand gegenüber, zumal die Anlagen Strömung, Wellen und der Schwankungen des Wasserspiegels standhalten müssen. Ebenso ist bei den Materialien und der Installation der Gewässerschutz zu beachten.
Floating Photovoltaics können in der Metropole Ruhr ein wichtiger Baustein zum Ausbau der Erneuerbaren Energien werden. Vor allem in den Kreisen Recklinghausen und Wesel bieten die bestehenden Baggerseen spannende Möglichkeiten für die Produktion von grünem Strom auf dem Wasser. Selbstverständlich werden dafür keine Wasserflächen extra geschaffen, sondern wir wollen die Flächen nutzen, die bereits da sind. Denn so wie wir Erneuerbare Energien fördern, wollen wir auch mittel- und langfristig Alternativen zum Abbau von Kies und Sand finden.
Im Frühjahr 2022 ging die erste FPV-Anlage in der Metropole ans Netz. Seit einem Jahr liefert ein schwimmendes Solarkraftwerk auf dem Silbersee III grünen Strom. Die Anlage hat eine Leistung von gut 3,1 Megawatt und ist damit die größte in Deutschland. Bisher hat sie 2,7 Millionen Kilowattstunden Strom produziert und dadurch tausend Tonnen Kohlendioxid eingespart. Das entspricht ungefähr einem Jahresverbrauch von 840 Zwei-Personen-Haushalten. Mit dem Strom wird das Quarzwerk, das die Anlage betreibt, versorgt. Was am Wochenende als Überschuss entsteht, versorgt durchschnittlich 225 Halterner Haushalte.
Eine zweite FPV-Anlage in NRW liefert Strom von von einem Baggersee in Weeze/Kreis Kleve am Niederrhein. Der See gehört zum dortigen Kieswerk. Das Beispiel zeigt, dass eine solche Stromgewinnung auch für die Baggerseen im Kreis Wesel eine interessante Option sind.
Würden zehn Prozent aller geeigneten Wasserflächen in Deutschland mit FPV ausgestattet, könnten laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE 725.000 Haushalte mit Strom versorgt und mehr als ein Million Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. In Asien ist diese Form der Stromgewinnung deutlich weiter verbreitet als bei uns. In ganz Deutschland gibt es bislang erst rund ein Dutzend schwimmender Solaranlagen.
Floating Photovoltaics auf Baggerseen sind eine innovative Antwort auf den wachsenden Strombedarf. Insgesamt hat der Regionalverband Ruhr neun mögliche Standorte für diese Form der Energiewende ausgemacht. Ein weiterer Beitrag auf unserem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt.
Gabriele Gerber-Weichelt ist Mitglied der SPD-Fraktionen im Ruhrparlament und im Weseler Kreistag.
©SPD im Ruhrparlament