15. Oktober 2020 Thema: Wirtschaft Von Thomas Eiskirch
Mit der Schließung des Opel-Werks vor sechs Jahren ging ein wichtiges Kapitel in der Bochumer Geschichte zu Ende, das auch heute noch von regionaler Bedeutung ist. Es war gleichzeitig der Beginn einer großen Chance für unsere Stadt, auf einer Fläche von knapp hundert Fußballfeldern einen Zukunftsstandort zu entwickeln. Diese Chance haben wir genutzt. Bochum ist eine Stadt mit Optimismus und blickt zuversichtliche in die Zukunft.
Die SPD in der Metropole Ruhr weiß, wie Strukturwandel funktioniert und Mark 51°7 zeigt beispielhaft, dass moderne Technologie, gute Arbeit, nachhaltige Mobilität und Klimaschutz Hand in Hand gehen können.
Der Standort im Stadtteil Laer ist ein weithin sichtbares Symbol für den Strukturwandel, der seit so vielen Jahrzehnten zur DNA der Metropole Ruhr gehört. Seit dem achtzehnten Jahrhundert wurde auf der Zeche Dannenbaum Kohle gefördert. Im Jahr 1959 endete der Zechenbetrieb. Bereits ein Jahr später verkaufte die Stadt Bochum das Gelände an die Adam Opel AG, die dort bis 2014 Autos baute. In der Hochphase der Automobilproduktion arbeiteten bis zu 20.000 Beschäftigte im Opel-Werk, das damals Bochums größter Arbeitgeber war. In den zweitausender Jahren war die Belegschaft noch halb so groß und wurde weiter abgebaut. Vor der Schließung arbeiteten nur noch wenige tausend Menschen bei Opel in Bochum.
Große Flächen in zentraler Lage für Gewerbeansiedlungen sind bundesweit rar und deshalb bei Unternehmen sehr begehrt. Das Ruhrgebiet kann hier punkten. Durch das Ende der Kohleförderung und das anstehende Ende der Kohleverstromung verfügen wir in der Region über viele große altindustrielle Flächen, auf denen Neues entstehen kann. In jeder dieser Flächen steckt die Chance, innovative Unternehmen anzusiedeln und neue zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen.
Das hat viele positive Effekte: Mehr Beschäftigung, Soziale Sicherheit, mehr Steuereinnahmen und dadurch mehr Spielraum, um in Infrastruktur, Bildung und mehr Lebensqualität in der Region zu investieren. Die Mark 51°7 zeigt, dass es funktioniert. Die Bochum Perspektive 2022 GmbH entwickelt den siebzig Hektar großen Standort gemeinsam mit vielen Partnern. Die BMR (Business Metropole Ruhr GmbH), die Wirtschaftsförderung des Regionalverbandes Ruhr unterstützt den Prozess der Flächenvermarktung zum Beispiel bei großen Messen wie der Expo Real in München. Darüber hinaus leistet der Regionalverband Ruhr (RVR) wichtige planerische Vorarbeiten, da er für die Regionalplanung verantwortlich ist und die Flächen ausweist.
Auf dem ehemaligen Opel-Gelände, der heutigen Mark 51°7, ist in den letzten sechs Jahren viel passiert. Ein großes DHL-Paketzentrum ist bereits in Betrieb. Viele weitere Gebäude werden gerade neu gebaut, u.a. für den Bahntechnik-Zulieferer Wabtec und den Ingenieursdienstleiter Zetcon. Das frühere Opel-Verwaltungsgebäude wird derzeit zum zentralen Innovations-Campus ausgebaut und bietet demnächst als “O-Werk” unter anderem einem Institut der Ruhr-Universität Bochum und der Zentrale der Firma babymarkt.de ein neues Zuhause. Anfang Oktober 2020 wurde ein weiterer Grundstein für 70.000 Quadratmeter Mietfläche gelegt, die in den nächsten Jahren entstehen. Bereits 2022 zieht die Krankenkasse Viactiv mit 800 Beschäftigten in die ersten beiden Gebäude ein, die der Investor Landmarken AG auf dem Gelände der Mark 51°7 baut. Namhafte Unternehmen wie Bosch und VW-Infotainment siedeln sich ebenfalls auf der Fläche an. Die Ruhr-Universität als strategischer Partner baut das Forschungszentrum für das Engineering Smarter Produkt-Service Systeme (ZESS) und das Zentrum für Theoretische und Integrative Neuro- und Kognitionswissenschaft (THINK).
Wir haben ein integriertes Stadtentwicklungskonzept erarbeitet, damit die Mark 51°7 keine isolierte Insel, sondern ein lebendiger Teil von Laer und ganz Bochum wird und es einen wechselseitigen Austausch gibt. Die Mark 51°7 bietet vor allem Raum für technologieorientierte Unternehmen und Forschungsinstitute, gleichzeitig sind großflächige Logistikansiedlungen wie DHL möglich. Es entsteht ein Mix aus Forschung, Lehre, Produktion, Logistik und Freiraum, der durch moderne Mobilität mit dem Stadtteil Laer und dem Rest der Stadt verbunden wird. Dieser Mix ermöglicht die Schaffung vieler zukunftsfähiger Arbeitsplätze für ganz unterschiedliche Qualifikationen von der mittleren Reife bis zum Hochschulabschluss. Er ist auch eine Chance, die Langzeitarbeitslosigkeit in unserer Region zu reduzieren.
Mark 51°7 wird sowohl mit dem Rad als auch mit dem ÖPNV leicht erreichbar sein. Denn es entstehen Radwege und eine neue Bahnhaltestelle. Umwelt und Klima spielen nicht nur bei der Mobilität eine Rolle, sondern prägen die gesamte Flächenentwicklung. So werden einige Gebäude im Winter mit Grubenwasser geheizt bzw. im Sommer gekühlt. Große Freiflächen, Frischluftschneisen und Gründächer ermöglichen einen guten Luftaustausch und verhindern ein zu starkes Aufheizen im Sommer. Außerdem wird das neue Gewerbegebiet mit einer Bandbreite von über 10 Gigabit angebunden und hat daher beste Voraussetzungen für innovative Forschungseinrichtungen und Unternehmen.
Moderner Strukturwandel in der Metropole Ruhr setzt auf Zukunftstechnologien und auf Vielfalt statt auf wirtschaftliche Monostrukturen. Mark 51°7 zeigt anschaulich, wie die Entwicklung altindustrieller Flächen heute erfolgreich gelingen kann. Die Metropole Ruhr braucht weitere Gewerbeflächen in ähnlicher Größenordnung und Qualität. Oft kann dies über Stadtgrenzen hinweg am besten umgesetzt werden. Als SPD-Fraktion im RVR setzen wir uns daher für Kooperationsstandorte ein, bei denen Kommunen gemeinsam große Gewerbegebiete ausweisen. Die Regionalplanung des RVR bietet große Chancen, hier weitere Vorzeigeprojekte zu entwickeln.
Für ein gutes Leben brauchen wir innovative Unternehmen, moderne Arbeitsplätze und eine gesunde Umwelt. Dies gemeinsam an den altindustriellen Orten zu entwickeln, die wesentlich die Geschichte unserer Region geprägt haben, ist ein Schritt in Richtung Zukunft. Wo früher der Opel Kadett vom Band lief, entsteht heute ein Hightech-Campus. Strukturwandel passiert nicht von selbst, sondern wir, die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in der Metropole Ruhr gestalten ihn ganz bewusst. Für ein lebenswertes Bochum und eine lebenswerte Metropole Ruhr.
Thomas Eiskirch ist Oberbürgermeister der Stadt Bochum, Mitglied in unserer Fraktion, Aufsichtsratsvorsitzender der Business Metropole Ruhr und hat sich in diesen Funktionen von Anfang an für die Entwicklung der Mark 51°7 eingesetzt.