28. August 2020 Thema: RVR Von Ulrich Syberg
Wir wollen, dass das Radfahren in der Metropole Ruhr zu einer echten Alternative zum Auto wird. Das Fahrrad soll in Zukunft vor allem bei der alltäglichen Mobilität eine größere Rolle spielen, so wie es jetzt schon in der Freizeit oder beim Radtourismus der Fall ist. Bis dahin gibt es noch Einiges zu tun. Ganz oben auf unserer To-Do-Liste steht der Ausbau der Radinfrastruktur – das Regionale Radwegenetz.
Die Corona-Pandemie hat sich direkt auf unser Mobilitätsverhalten ausgewirkt. Autos wurden viel weniger genutzt, Busse und Bahnen waren weitgehend leer und sind es teilweise heute noch. Weniger Autos auf den Straßen bedeuteten mehr Platz und plötzlich war entspanntes Radfahren möglich. Bis heute nutzen die Menschen vermehrt Fahrräder mit und ohne Elektromotor, um die nötigen Wege zurückzulegen, Fahrradläden sind leergekauft.
In den vergangenen Jahrzehnten spielte das Fahrrad vor allem für unseren regionalen Tourismus eine immer größer werdende Rolle. Der Ruhrtal-Radweg ist einer der beliebtesten in ganz Deutschland und trug 2019 wesentlich zu 1,85 Millionen Radtouristen bei, die rund 76 Millionen Euro in der Metropole Ruhr ausgaben. Radfahren in der Freizeit ist gut, Radfahren im Alltag – insbesondere bei kürzeren Strecken und innerstädtisch – kann einen großen Teil der Platz-, Verkehrs- und Umweltprobleme in unseren Städten lösen.
Die Voraussetzung für eine Mobilitätswende: Eine moderne und sichere Fahrradinfrastruktur. Nur wenn die Menschen sich auf dem Rad wohl fühlen, werden sie dauerhaft das Auto stehen lassen. Dem RVR kommt beim großflächigen Ausbau der Radwege eine entscheidende Rolle zu, da er die gesamte Region im Blick hat, auf eine jahrzehntelange Erfahrung in diesem Bereich zurückgreifen kann und in der Lage ist, die vielen verschiedenen Akteure unter einen Hut zu bringen.
Da die wachsende Bedeutung des Radverkehrs auch Einfluss auf unsere Arbeit im Ruhrparlament hat, wollen wir das regionale Radwegenetz möglichst schnell weiterentwickeln. Wir unterstützen hierfür die Gründung eines Kompetenzzentrums Radmobilität beim RVR. Wichtig ist dabei eine langfristig gesicherte Finanzierung, denn das Radwegenetz muss verlässlich unterhalten und gepflegt werden.
Ein wichtiger Impuls auf dem Weg zu einer fahrradfreundlichen Region ist der Radschnellweg RS1. Hundert Kilometer von Duisburg nach Hamm, glatter Asphalt, breit, kreuzungsarm. Der RS1 wird viele Pendler zum Umsteigen auf das Rad motivieren. Aber das ist nur ein erster Schritt. Die gesamte Region muss so vernetzt werden, dass der Radverkehr eine alltagstaugliche Alternative wird.
Im Sommer 2019 hat die RVR-Verbandsversammlung beschlossen, das Konzept für das Regionale Radwegenetz weiterzuentwickeln. Die Städte und Kreise unterstützen dies. Ein solches Konzept zu erarbeiten ist ein hochkomplexer Vorgang, da sehr viele verschiedene Aufgaben und Beteiligte koordiniert werden müssen. Wer ist wofür zuständig? Wer bezahlt was? Wem gehört das Grundstück? Wer macht x und wer macht y?
Um das Regionale Radwegenetz so schnell wie möglich umzusetzen, richtet der RVR zurzeit ein Kompetenzzentrum Radmobilität ein. Es geht immerhin um insgesamt 1.800 Kilometer Radwege, die teilweise noch neu gebaut und miteinander vernetzt werden müssen. Das neue Kompetenzzentrum wird weitere Akteure einbinden, wenn es fachlich oder für die Finanzierung erforderlich sein sollte.
Ein Gutachter, der im September 2020 beauftragt werden soll, wird voraussichtlich im Frühjahr 2021 das Konzept zur Weiterentwicklung des Regionalen Radwegenetzes vorlegen. Dazu gehört, die richtigen Prioritäten zu setzen und festzulegen, für welche konkreten Teilaufgaben der RVR verantwortlich sein soll.
Wir wollen die Mobilität in der Metropole Ruhr in den kommenden Jahren neu denken und verändern. Die autozentrierte Sichtweise der 60er Jahre soll durch eine moderne, auf Mensch und die Umwelt fokussierte Sichtweise abgelöste werden. Es geht um nichts weniger als um eine Transformation der Mobilität zu mehr Zu-Fuß-Gehen, mehr Radfahren, mehr Bus und Bahnen, mehr Sharing-Angeboten in Ergänzung zum Auto. Wir wollen niemandem vorschreiben, wie sie oder er sich bewegen soll. Wir setzen uns dafür ein, dass Voraussetzungen geschaffen werden, die den Menschen in der Metropole die Möglichkeit bieten, sich so fortzubewegen, wie sie es möchten.
Die Metropole Ruhr ist bereit dazu.
– dass mit dem Ausbau der Fahrradinfrastruktur Radfahren in unserer Region attraktiver wird, insbesondere im Alltagsradverkehr
– dass das regionale Radwegenetz konsequent weiterentwickelt wird.
– dass ein Kompetenzzentrums Radmobilität beim RVR eingerichtet wird
– dass die notwendigen finanziellen Mittel eingeplant werden, um das regionale Radwegenetz langfristig zu pflegen.
Im nächsten Planungsausschuss des RVR am 2. September wird über das regionale Radwegenetz beraten. Der Herner Ulrich Syberg ist sachkundiger Bürger für die SPD-Fraktion im RVR, außerdem Mitglied im Rat der Stadt Herne und dort Vorsitzender des Planungsausschusses. Hauptberuflich arbeitet er als Ingenieur für Vermessungstechnik beim Kreis Recklinghausen. Seit November 2010 ist er Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). (Beitragsbild: ©Ruhr Tourismus GmbH/Dennis Hartmann)