25. Juli 2022 Thema: Mobilität Von Ulrich Syberg
Je eher spürbar mehr Menschen vom Auto auf Bus, Bahn und aufs Rad umsteigen können, desto besser ist es für Klima, Gesundheit und die Region. Auf dem Weg zu grünsten Industrieregion ist gerade das Rad ein Schlüsselverkehrsmittel. An vielen Ecken wird daher zurzeit am Regionalen Radwegenetz gebaut. Die Radschnellwege müssen Priorität haben, damit die Veränderungen zügig spürbar werden.
Die Metropole Ruhr hat sich einer großen Herausforderung gestellt. Ein zentraler Baustein bei der Mobilitätswende ist der Umstieg vom Auto aufs Rad. Was in ländlichen Regionen und kleinen Städten vielleicht umstandsloser umzusetzen ist, ist für eine Region mit 53 Kommunen, mehr als fünf Millionen Menschen und vielfältiger Struktur ein wirklich dickes Brett, das es zu bohren gilt.
Warum das wichtig ist, liegt auf der Hand. Weniger Autos bedeuten nicht zuletzt weniger Staus, mehr Klimaschutz, bessere Luft und mehr Lebensqualität. Aktuell gibt es etwa 1.300 Radwege-Kilometer im Ruhrgebiet. In den kommenden Jahren wird das Radwegenetz auf 189 Verbindungen mit einer Gesamtlänge von 1.800 Kilometern ausgebaut. 2019 wurde dieses Vorhaben mit dem Deutschen Fahrradpreis in der Kategorie Infrastruktur ausgezeichnet.
Entscheidend dafür ist, dass der Umstieg vom Auto aufs Rad wirklich möglich und möglichst attraktiv ist. Das wiederum bedeutet, dass die Alltagsmobilität die zentrale Drehschraube ist. In der Freizeit zu radeln ist wunderbar, aber wenn in Zukunft deutlich mehr Menschen mit dem Rad zur Arbeit fahren, wird das den Berufsverkehr und damit die gesamte Region spürbar entlasten.
„Wer schon einmal an einem Wochentag morgens oder nachmittags von Essen nach Dortmund oder von Duisburg nach Bochum mit dem Auto gefahren ist, weiß wie nervtötend die endlosen Staus sind“, so Julia Kahle-Hausmann, Mitglied des Landtages und der SPD-Fraktion im Ruhrparlament
Um das Megaprojekt Mobilitätswende zu stemmen, muss viel gestaltet, geschaffen und koordiniert werden, zumal es viele verantwortliche Akteure in der Region gibt. Aus diesem Grund hat das Ruhrparlament das Umsetzungskonzept Regionales Radwegenetz beschlossen. Dies dient der systematischen Infrastrukturplanung und bietet einen Orientierungsrahmen für Kommunen, Kreise und andere Baulastträger.
Aufgrund der schieren Größe des Projekts wird es eine Weile dauern, bis das Konzept komplett fertiggestellt ist. Die prognostizierten Realisierungszeiträume betragen zwischen vier und zwanzig Jahren. Gleichzeitig sind die gesellschaftlichen Erwartungen an einen raschen Ausbau des Radwegenetzes hoch. Julia Kahle-Hausmann: „Da wir die Leute nicht auf eine ferne Zukunft vertrösten wollen, müssen wir Prioritäten anders, als in der Vergangenheit setzen. Und das heißt: Der Bau der Radschnellwege muss Vorrang vor dem Neubau von Straßen haben.“ Letztlich müsse man aber auch darauf achten, dass alle Räume, auch die ländlicheren, von der Schaffung eines solchen Angebotes profitieren, so Julia Kahle-Hausmann weiter.
Den Radschnellweg RS1, der über mehr als hundert Kilometer von Dortmund nach Duisburg führen wird, kennt inzwischen jeder. Insgesamt sind 343 Kilometer Radschnellverbindungen geplant. Das Besondere an Radschnellverbindungen ist, dass sie ein hohes Verkehrsaufkommen über größere Entfernungen bewältigen können sowie durchgängiges, sicheres und schnelles Fahren ermöglichen.
Julia Kahle-Hausmann sieht im Fahrrad das Fortbewegungsmittel der Zukunft: „Für die meisten alltäglichen Entfernungen ist das Rad optimal. Mit der entsprechenden Infrastruktur gewinnt die Metropole Ruhr ein hohes Maß an Attraktivität.“ Viele Menschen wollen ihr Auto viel häufiger stehenlassen oder sogar ganz abschaffen. Das zu ermöglichen, ist unser Ziel.
Foto: ©radrevier.ruhr/stratmann