14. September 2022 Thema: Wirtschaft Von Michael Hübner
Auf Initiative der SPD-Fraktion wurden die 58 Halden des RVR untersucht, inwieweit sie sich für Photovoltaikanlagen und Windräder eignen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Bis zu 175.000 Haushalte könnten mit Energie aus Sonne und Wind versorgt werden.
Auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt müssen wir mehrere Ziele gleichzeitig anpacken: Einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten, den Energiebedarf der Metropole Ruhr decken und für bezahlbare Energiepreise sorgen. Dazu ist entscheidend, die erneuerbaren Energien umfassend und rasch auszubauen.
Da wir sicher sind, dass es in der Metropole Ruhr noch viel ungenutztes Potenzial gibt, wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen. Deshalb haben wir als SPD-Fraktion dafür gesorgt, dass die Verwaltung des Regionalverbandes prüft, welche Möglichkeiten für den Ausbau der erneuerbaren Energien die Halden des RVR bieten.
Eine Energiewende ist möglich und auch in Anbetracht der Folgen des Ukrainekrieges für unsere Energieversorgung dringend geboten. Bereits heute besitzt der RVR 46 Halden. Bis 2035 übernimmt er zwölf weitere Halden von der Ruhrkohle AG. Hier anzusetzen ist ein konkreter Schritt der Veränderung und ein Signal an die gesamte Metropole Ruhr sich mit neuen Ideen ebenfalls ganz praktisch an der Energiewende zu beteiligen.
Einige Halden sind weithin sichtbare Landmarken, viele werden für Freizeit und Erholung genutzt. Uns ist wichtig, dass die Haldenflächen auch einen Beitrag leisten, die ökologischen und ökonomischen Herausforderungen, vor denen wir stehen, zu bewältigen.
Nun zeigt eine Studie, welches Potenzial die 58 Halden bieten, um die regenerativen Energien in unserer Region auszubauen. Im günstigsten Fall könnten dort pro Jahr 788 Gigawattstunden Energie erzeugt werden. Das entspricht dem Verbrauch von 175.000 Haushalten und einer Einsparung von 377.000 Tonnen CO2.
Halden sind für den Betrieb von Photovoltaikanlagen und Windrädern geeignet. Aus technischen und praktischen Gründen kommt eine Energiegewinnung aus Biomasse, Solarthermie und Geothermie nicht infrage. Aufgrund einer erforderlichen Mindestgröße von 1.500 Quadratmetern kommen 47 der 58 Halden grundsätzlich für den Ausbau erneuerbarer Energien in Betracht. Weitere Voraussetzungen sind 600 Meter Abstand zur nächsten Wohnbebauung für die Errichtung von Windrädern und der Ausschluss von Nordhängen für Photovoltaikanlagen.
Dementsprechend eignen sich 24 Halden für Sonnenstrom, 2 für Windenergie und 21 für die Nutzung von Sonne und Wind. Auf acht Halden drehen sich bereits Windräder, die 128 Gigawattstunden pro Jahr produzieren. Würden alle 47 Halden genutzt, könnte die produzierte Menge erneuerbarer Energien versechsfacht werden. Das wäre nach heutigem Stand der Technik das Maximum.
Die Studie berücksichtigt auch mögliche Nutzungskonflikte („Raumwiderstände“). Manche Halden werden bereits anderweitig genutzt, teilweise gibt es Einschränkungen in Bezug auf Planungsrecht und Naturschutz. Solche Raumwiderstände können bei Planung und Bau von Photovoltaik- und Windenergieanlagen teils für erhebliche zeitliche Verzögerungen sorgen.
Beim kurzfristigen Szenario steht einer Genehmigung nichts im Wege, so dass sich Photovoltaik-Anlagen in ein bis drei Jahren, Windräder in drei bis fünf Jahren umsetzen lassen. Das mittelfristige Szenario geht davon aus, dass zunächst Nutzungskonflikte zu klären sind. Dann benötigt der Bau einer Photovoltaikanlage drei bis fünfzehn Jahre, die Errichtung eines Windrades fünf bis fünfzehn Jahre. Das langfristige Szenario geht von langwierigen Nutzungskonflikten aus, so dass die Inbetriebnahme der Anlagen mehr als fünfzehn Jahre betragen würde.
Um rasch echte Veränderungen in Gang zu setzen, ist es sinnvoll, möglichst bald mit einem Austausch aller Beteiligten zu starten. Verschiedene Interessengruppen sollten an einen Tisch geholt werden, um möglichst frühzeitig Lösungen für mögliche Nutzungskonflikte zu finden. Gleichzeitig müssen im Dialog mit den Kommunen die planerischen Voraussetzungen geschaffen werden. Daher beginnt die Abstimmung über die Ausbauziele bereits Anfang 2023. Als Betreiber der Anlagen kommen neben dem RVR Bürgerenergiegenossenschaften und Einzelunternehmen in Betracht. Auch hier sollte frühzeitig der Kontakt gesucht werden.
Im nächsten Schritt werden die 47 Halden einzeln darauf untersucht, in welches der drei möglichen Szenarien sie sich einordnen lassen. Danach können wir noch in diesem Jahr eine Priorisierung vornehmen, auf welchen Halden die ersten Anlagen errichtet werden. Dabei ist natürlich eine rasche Realisierung sinnvoll. Je reibungsloser eine Anlage gebaut werden kann, desto eher liefert sie Energie und desto günstiger wird das gesamte Projekt.
Wir müssen jetzt aber auch Geschwindigkeit aufnehmen. Bereits 1997 wurde auf der Halde Hoppenbruch in Herten ein Anfang für die Nutzung mit Erneuerbaren Energien gemacht. Natürlich gibt es viele Planungsbeeinträchtigungen und zum Teil Widerstände vor Ort, wenn die Nutzung mit Erneuerbaren Energien auf andere Nutzungsüberlegungen trifft.
Auf Initiative des SPD Fraktion haben wir für die Umsetzung des Ausbaus mit Erneuerbaren Energien aber nicht nur eine Studie in Auftrag gegeben, die zeigt was machbar ist, wir wollen im Bereich des Regionalverbandes auch die örtlichen Planungsämter bei der schemenhaften Bauleitplanung für Windkraft und/oder Photovoltaik auf den Halden unterstützen. Deshalb haben wir auch Planungsstellen im Haushalt des RVR verankert, die die örtliche Planung unterstützen können.
Wir versprechen uns dadurch eine erhebliche Planungsbeschleunigung bei vielen Projekten auf den 47 Potential-Halden.
Denn eines muss uns allen gelingen: Die Energiewende mit deutlicher Planungsbeschleunigung zu unterstützen. 7-10 Jahre Planungszeit für eine Windkraftanlage sind zu lange Vorlaufzeiten. Wir wollen es mithilfe dieser Stellen beim RVR in Zusammenarbeit mit den Standortkommunen auf 2 Jahre senken!
Der Weg zur grünsten und nachhaltigsten Industrieregion der Welt ist damit geebnet.
Michael Hübner ist wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD im Ruhrparlament, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Digitalisierung im Kreis Recklinghausen und war von 2010-2022 Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, Energie und Landesplanung im Landtag NRW.
Fotos: ©SPD im Ruhrparlament