18. März 2022 Thema: Blog Von Gabriele Gerber-Weichelt
Rohstoffe sind unverzichtbar, um unseren Wohlstand zu erhalten. Auch auf endliche Rohstoffe wie Kies, Sand und Ton sind wir weiterhin angewiesen. Im Interesse der Generationengerechtigkeit müssen wir jedoch Wege finden, diese mehr und mehr zu ersetzen und Platz für nachhaltigeres Wirtschaften zu schaffen. Der Niederrhein kann hier Vorreiter werden.
Überall wird viel gebaut, auch in der Metropole Ruhr. Der Baustoffbedarf ist immens. Ein wesentlicher Teil des Bedarfs wird durch den Kiesabbau im Kreis Wesel gedeckt – mit massiven und irreversiblen Folgen für Landschaft und Natur. Doch das ist längst nicht alles. Je mehr Flächen für den Rohstoffabbau verbraucht werden, desto weniger Flächen stehen für andere Funktionen zur Verfügung und umso schwieriger ist es, eine innovative und wettbewerbsfähige Wirtschaft, die auf mehreren Füßen steht, zu entwickeln.
Hinzu kommt: Je mehr Rohstoffe heute abgebaut werden, desto weniger bleibt für die künftigen Generationen. Da das Bauen unvermeidlich ist, gehört es zu unserer politischen Verantwortung, den Bausektor nachhaltiger zu gestalten. Die Produktion von Zement und Beton ist für rund ein Zehntel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Den Einsatz von Primärrohstoffen zu verringern und das Recycling von Baustoffen voranzutreiben, leistet einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz.
Hier sind alle Akteure auf den verschiedenen Ebenen gefordert. Das Land NRW muss die Baustoff-Forschung und -Entwicklung fördern und entsprechende Finanzmittel zur Verfügung stellen. Hierzu haben wir im Ruhrparlament kürzlich eine Resolution verabschiedet. Parallel müssen wir die Kommunen, in denen Kies abgebaut wird, stärker einbinden. Aufgrund der massiven Folgen des Rohstoffabbaus vor Ort ist er dort höchst umstritten.
Um die Veränderungen Schritt für Schritt voranzubringen, hat das Ruhrparlament die betroffenen Kommunen Ende 2021 aufgefordert, Nachnutzungskonzepte zu entwickeln. Es gibt bereits Flächen, auf denen der Kiesabbau beendet ist und die daher umgestaltet werden können. Die SPD im Ruhrparlament will, dass diese Nachnutzungskonzepte in den Regionalplan aufgenommen werden. Noch mehr ehemalige Auskiesungsflächen zu Seen umzubauen, ist keine hinreichende Lösung für die Wirtschaft am Niederrhein.
Gabriele Gerber-Weichelt, Mitglied der SPD-Fraktionen im Weseler Kreistag und im Regionalverband Ruhr, weiß wie wichtig die Beteiligung der Kommunen ist: „Wenn die Konzepte als Ziele im Regionalplan stehen, sind sie rechtsverbindlich und können einen Einstieg in die Reduzierung des Rohstoffabbaus und eine zukunftsfähigere Wirtschaft sein.“
Als SPD in der Metropole Ruhr ist unser erklärtes Ziel, die grünste Industrieregion der Welt zu werden. Dazu gehört einerseits, für eine möglichst intakte Umwelt zu sorgen, und auf der anderen Seite eine zukunftsfähige Wirtschaft mit nachhaltiger Rohstoffnutzung zu gewährleisten – zum Beispiel durch die Entwicklung und den Bau moderner Recycling-Anlagen, auch wenn diese den Bedarf mangels Bauschutt nicht vollständig decken können. Beide Seiten gehören zum Wesenskern von Generationengerechtigkeit.
In unserer Region wissen wir, wie folgenreich der Abbau von Rohstoffen für Menschen, Umwelt und Wirtschaft ist. Das Erbe des früheren Kohleabbaus ist ein unterirdischer „Schweizer Käse“, der den Grundwasserspiegel, die Landschaft und vieles andere für immer verändert hat. Mit dem weiteren, intensiven Abbau von Kies verliert die Landwirtschaft nutzbare Flächen und somit ihre Existenzgrundlage.
Aus heutiger Sicht haben wir den Wandel gut bewältigt und die Wirtschaft völlig neu aufgestellt. „Der Niederrhein braucht keine Monostruktur mit Seenlandschaft und dem X-ten Freibad“, so Gabriele Gerber-Weichelt. „Wir können heute unsere Erfahrungen nutzen, um frühzeitiger und umsichtiger mit den Folgen der Rohstoffgewinnung umzugehen. Das sind wir den nachfolgenden Generationen schuldig. Alles andere wäre fahrlässig.“