27. April 2021 Thema: Umwelt Von Julia Kahle-Hausmann
Wie wichtig der Wald als Erholungsraum ist, haben die letzten Monate besonders deutlich gezeigt. Gerade in einer urban geprägten Region wie dem Ruhrgebiet brauchen die Menschen Räume, in denen sie sich frei bewegen können, wenn wie zurzeit in der Pandemie viele andere Möglichkeiten wegfallen. Das ist jedoch nur einer von vielen Ansprüchen an unsere Wälder.
Auch unter normalen Umständen erfüllt der Wald einzigartige Erholungsfunktionen für eine dicht besiedelte Region wie die Metropole Ruhr. Der Regionalverband Ruhr ist einer der größten kommunalen Waldbesitzer in Deutschland. 14.500 Hektar Wald werden vom RVR-Eigenbetrieb Ruhr Grün bewirtschaftet.
Neben Erholung und Freizeit erfüllen die RVR-Wälder viele weitere Funktionen. Sie sorgen für gute Luft und regulieren die Temperatur, sie filtern Immissionen und sind Lebensraum für Flora und Fauna. Gesunde Wälder sind für die Umwelt und das Klima unverzichtbar. Darüber hinaus dient der Wald als Rohstofflieferant für Holz.
Da die Waldflächen in der Regel frei zugänglich sind, entsteht bei einigen Bürgerinnen und Bürgern manchmal der Eindruck, der Wald gehört ihnen und sie können dort tun, was sie wollen. Damit alle sich möglichst frei bewegen können, ist es wichtig, sich an ein paar Regeln zu halten.
Für Mountainbike-Fahrer hat der RVR im letzten Sommer extra eine spezielle Strecke eingerichtet. Der Rundkurs „Haard on Tour“ auf den Stadtgebieten Haltern, Datteln, Marl und Oer-Erkenschwick ist 42 Kilometer lang und ermöglicht naturverträgliches Mountainbiken. Um die brütenden Tiere und das Wild nicht aufzuscheuchen, sollten Mountainbiker diese Strecke nutzen und nicht querfeldein fahren.
Ein anderes Beispiel sind Hundebesitzer. Der Wald ist ein wunderbares Auslaufgebiet. In der Brut- und Setzzeit müssen Hunde jedoch angeleint werden, um die anderen Tiere nicht zu gefährden. Wenn alle ein wenig Rücksicht aufeinander nehmen, ist genug Platz für die verschiedenen Ansprüche und Bedürfnisse. Natürlich kann nicht alles gleichzeitig am selben Ort stattfinden. Die Wälder des RVR erfüllen daher an verschiedenen Standorten unterschiedliche Funktionen.
An manchen Stellen gibt es Urwälder, die sich selbst überlassen bleiben und nicht betreten werden dürfen. Dort kann sich die Natur ganz von selbst entwickeln und regulieren. Andere Waldabschnitte wie zum Beispiel der beliebte Wanderweg Hohe Mark Steig sind besonders auf Freizeit und Tourismus ausgerichtet.
Teilweise weisen Schilder auf die Regeln hin. Darüber hinaus beschäftigt Ruhr Grün Ranger, also Forstwirtinnen und Forstwirte, die in den RVR-Wäldern nach dem Rechten sehen, für Fragen zur Verfügung stehen und, falls erforderlich, freundlich an die Regeln erinnern. Die wachsende Bedeutung der Erholungsfunktion der Wälder hat in NRW dazu geführt, dass sie seit einigen Jahren im Landesforstgesetz gleichberechtigt neben den Schutz- und Nutzungsfunktionen steht.
Wirtschaftlichkeit spielt auch beim Wald eine Rolle. Bäume werden entnommen, um Holz zu verkaufen und den Wald zu verjüngen. Hier ist viel Fachwissen gefragt, um zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gut abzuwägen. Ruhr Grün pflegt und bewirtschaftet die RVR-Wälder so, dass der Bestand gesund und dauerhaft erhalten bleibt.
Teilweise ist hier viel Fingerspitzengefühl bei der Kommunikation gefragt, da es nicht immer leicht verständlich ist, warum bestimmte Maßnahmen erforderlich sind. Manchmal müssen Bäume entnommen werden, damit die übrigen genug Licht bekommen um gut zu wachsen. Manchmal muss eine invasive Art wie die Spätblühende Traubenkirsche entfernt werden, da sie andere Arten gefährdet.
Wälder sind komplexe Ökosysteme, die viele verschiedene Anforderungen erfüllen sollen. Damit sie das können, kümmert sich Ruhr Grün darum, diese abzuwägen und allen genug Raum zu geben. Durch ein eigenes Aufforstungsprogramm schafft der RVR-Eigenbetrieb jedes Jahr vier bis fünf Hektar neuen Wald.
In den kommenden Jahren wird uns das Thema Klimawandel noch viel beschäftigen. Um die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen, leisten die RVR-Wälder einen entscheidenden Beitrag. Und sie laden ein zum nächsten Wochenendausflug. Schauen Sie doch mal wieder vorbei!
Julia Kahle-Hausmann ist sachkundige Bürgerin im Ruhrparlament und Sprecherin der SPD-Fraktion im Betriebsausschuss Ruhr Grün. Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin und Biotechnologin mit dem Schwerpunkt Umweltschutz ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt Essen und dort u.a. Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Klima und Verbraucherschutz.
Foto: ©RVRSPD
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