13. August 2020 Thema: RVR Von Jens Hebebrand
Wenn fünf Millionen Menschen quasi zur eigenen Nachbarschaft zählen, ist es eine spannende Aufgabe Wege zu finden, damit alle möglichst unkompliziert und schnell von Zuhause zur Arbeit oder zur Schule, von dort zum Sportverein oder zum Einkaufen und von dort wieder nach Hause kommen können. Wer die A40 kennt, weiß: hier gibt es für die Metropole Ruhr noch einiges zu tun. Zu den umweltfreundlichsten Wegen von A nach B zu gelangen, gehört der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) mit seinen Bussen und Bahnen.
Bereits 2012 hat sich die SPD-Fraktion im RVR sehr grundlegend mit dem Thema Mobilität in der Region beschäftigt. Auf unsere Initiative wurde ein Regionales Mobilitätskonzept erarbeitet. Dabei handelt es sich um einen umfassenden Masterplan, für den alle, die mit dem Verkehr in der Region zu tun haben, an einen Tisch geholt wurden. Und das sind im Ruhrgebiet sehr viele: alle Kommunen, die Nahverkehrsverbände, die Industrie- und Handelskammern und weitere Interessenverbände. Ein langer Prozess mit zahlreichen Arbeitskreisen und Workshops begann.
Im Kern geht es dabei vor allem um ein besseres Mobilitätsmanagement. Der Begriff klingt kompliziert, ist aber an sich ganz einfach zu erklären: Es geht heute weniger darum immer mehr neue Infrastruktur zu schaffen, also mehr Straßen und Schienen zu bauen. Stattdessen wird es immer wichtiger, das, was bereits da ist, möglichst gut aufeinander abzustimmen.
Allein der Blick auf den ÖPNV in der Region zeigt, dass Austausch und Kooperation absolut entscheidend sind, um die Mobilität den heutigen Anforderungen und Möglichkeiten anzupassen. Es gibt viele verschiedene Verkehrsbetriebe in den einzelnen Städten, es gibt die Zweckverbände VRR (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr) und NWL (Verkehrsverband Westfalen-Lippe) und dann gibt es noch die Deutsche Bahn und mehrere private Bahnbetreiber. Der RVR als regionaler Akteur kann hier vermitteln und eine Plattform für den Austausch sein.
Im RVR-Gesetz ist sogar festgeschrieben, dass der Regionalverband selbst Nahverkehrspläne aufstellen kann. Um den Nahverkehr in der Region künftig enger zu koordinieren und bessere Übergänge zu schaffen, wird der RVR künftig an der Erstellung der Pläne beteiligt.
Ein besser abgestimmter Nahverkehr ist ein zentraler Baustein, wenn es um moderne Mobilität in der Metropole Ruhr geht. Die Herausforderungen dabei sind allerdings viel komplexer. Viele Menschen sind nach wie vor mit dem Auto unterwegs und möchten weniger im Stau stehen. Immer mehr Menschen steigen aufs Rad um und wünschen sich ein gut ausgebautes Radwegenetz. Der Platz für alle ist jedoch begrenzt.
Gleichzeitig bietet die Digitalisierung zum Beispiel durch Apps immer mehr Möglichkeiten, nicht nur die verschiedenen Städte besser miteinander zu vernetzen, sondern auch die unterschiedlichen Verkehrsträger. Nicht zuletzt bringt der Boom von Leih-Fahrrädern und E-Scootern neue Möglichkeiten der Vernetzung mit sich – gerade auch auf kürzeren Strecken.
Seit fünf Jahren gibt es im Ruhrparlament eigens einen ÖPNV-Arbeitskreis. Hier tauschen sich VRR, NWL und RVR über ihre Projekte aus. Dieser Austausch hat bereits Früchte getragen und zu einer Zusammenarbeit zwischen den Verwaltungen von RVR und VRR geführt. Demnächst will sich auch der NWL daran beteiligen.
Auch der Nahverkehr im Ruhrgebiet leidet unter den Folgen der Coronavirus-Pandemie. Deutlich weniger Fahrgäste bringen große Einnahmeverluste mit sich. Der Bund und das Land NRW müssen die Kommunen und Regionen dabei unterstützen, ein gutes Nahverkehrsangebot aufrechtzuerhalten und auszubauen.
Das Ruhrgebiet braucht einen echten Metropolen-Nahverkehr. Das heißt: Die Tarife müssen für jeden bezahlbar, einfach und einheitlich sein. Moderne Technik ermöglicht immer genauere und gerechtere Abrechnungen.
Die Fahrpläne werden besser aufeinander abgestimmt, sodass das Umsteigen zwischen Bussen und Bahnen besser funktioniert. Wir setzen uns für mehr Busse und ein dichteres Metropolbus-Netz gerade auch zwischen den Städten ein.
Egal ob Bus oder Bahn, egal in welcher Stadt – Wir wollen eine App für alle Nahverkehrsangebote für die Region.
Die öffentlichen Nahverkehrsangebote sind das Rückgrat. Damit jeder jederzeit überall hin kann, brauchen wir flexible Ergänzungen dazu. Sharing, also Teilen, ist hier das moderne Zauberwort. Autos, Lastenräder, Pedelecs, E-Scooter – das alles lässt sich nach Bedarf einsetzen und digital koordinieren.
Der VRR ist für den größten Teil der Metropole Ruhr zuständig. Die Kreise Unna und Ennepe-Ruhr gehören ebenfalls zur Metropole Ruhr und zum Verkehrsverband Westfalen-Lippe. Hier gibt es heute noch Barrieren beim Umsteigen und durch unterschiedliche Tarife. Wir wollen diese Barrieren abbauen und für mehr Gemeinsamkeit sorgen.
Für eine moderne, flexible und klimafreundliche Mobilität für alle.
Der Arbeitskreis ÖPNV, in dem sich RVR, VRR und NWL austauschen, tagt wieder am 18. August. Das ist der letzte Termin vor der Wahl des neuen Ruhrparlaments am 13. September. Als Planungspolitischer Sprecher leitet unser Fraktionsmitglied Jens Hebebrand die Sitzung und hat in diesem Text die Arbeit der letzten vier Jahre zusammengefasst.
Foto:©STOAG/Philipowski