06. November 2020 Thema: Freizeit Von Die Redaktion
Sport im Ruhrgebiet? Fußball! Das ist sicher die Antwort, die vielen als erstes einfällt. Doch auch jenseits von Arenen und Ascheplätzen spielt der Sport in unserer Region für sehr viele Menschen eine herausragende Rolle. Deswegen hat der RVR die Ruhr Games ins Leben gerufen und engagiert sich in der regionalen Sportförderung.
Unser Fraktionsmitglied Rainer Marschan aus Essen war in den letzten zwei Legislaturperioden sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und Mitglied im Ausschuss für Kultur und Sport. Er hat sich dafür eingesetzt, dem Sport mehr Gehör zu verschaffen. Was nicht immer ganz einfach ist: „Im Kultur- und Sportausschuss geht es überwiegend um Kultur, höchstens ein oder zwei Tagesordnungspunkte je Sitzung drehen sich um den Sport.“
Innerhalb des RVR gehört Sport eher zu den Randbereichen, da der Breitensport vor Ort in den Vereinen und Kommunen organisiert wird und der Profisport von Verbänden und großen Vereinen getragen wird. So erklärt sich auch der im Vergleich zu anderen Arbeitsbereichen des RVR recht kleine Etat von 100.000 Euro pro Jahr für die regionale Sportförderung. „Damit können wir zehn bis fünfzehn Veranstaltungen im Jahr unterstützen, mehr ist leider nicht drin“, so Rainer Marschan. Das Geld fließt in der Regel an olympische Disziplinen wie Badminton oder Kanusport, die keine starke Lobby und nicht viel Geld haben.
„Sport hat in der Bevölkerung einen sehr hohen Stellenwert. Wenn der Bereich innerhalb des RVR entsprechend gestärkt werden soll, braucht er mehr Geld und mehr Personal“, erklärt der sportpolitische Sprecher. Wie in allen Arbeitsbereichen ist das Hauptanliegen des RVR auch beim Sport, Verbindungen zu schaffen und Gemeinsamkeiten zu fördern. Zu diesem Zweck gab es vor einigen Jahren regelmäßig Sportkonferenzen. „Das war eine gute Sache und soll wieder eingeführt werden“, erklärt Rainer Marschan. Coronabedingt war es 2020 nicht möglich, daher soll im kommenden Jahr die erste Konferenz stattfinden.
Es gibt im Sport sehr viele Akteure und sehr viele unterschiedliche Interessen. „Wir wollen die Sport-Selbstverwaltung, die Dezernenten aus den Kommunen und die Politik an einen Tisch holen, am besten zweimal im Jahr. Das schafft Transparenz und Vertrauen.“ Worum geht es dort inhaltlich? „Prioritäten setzen und gemeinsam Problemlösungen finden. Dort ist Platz für alle Sportthemen: Von Wie schaffen wir es, dass wieder mehr Kinder schwimmen lernen? bis Was ist zu tun für Olympia Rhein-Ruhr?
Apropos Olympia. Es gibt eine Initiative, die Olympischen Sommerspiele 2032 in die Rhein-Ruhr-Region zu holen. Der Essener findet das gut: „Es wäre eine Chance für das Ruhrgebiet, um zum Beispiel den ÖPNV deutlich auszubauen. Entscheidend ist, dass die Bevölkerung dahintersteht und Olympia will. Dafür ist eine gute Kommunikation wichtig.“
Die Wirtschaft begrüßt die Olympia-Bewerbung. Machbar wäre es, denn zu neunzig Prozent sind die erforderlichen Sportstätten bereits vorhanden und müssten teilweise nur modernisiert werden. Im nächsten Jahr stehen Vorentscheidungen rund um die Bewerbung an, es bleibt also spannend. Als eine Art Testlauf bewirbt sich die Rhein-Ruhr-Region derzeit für die Universiade 2025, der kleinen Schwester der Olympischen Spiele.
Rainer Marschan: „Die Metropole Ruhr kann auf viel Erfahrung bei sportlichen Großveranstaltungen zurückgreifen.“ Seit Jahrzehnten gibt es zum Beispiel Marathon-Events, an denen tausende Läuferinnen und Läufer teilnehmen sowie internationale Highlights des Wassersports auf dem Baldeneysee in Essen.
Auch die Ruhrolympiade, ein regionaler Sportwettbewerb für Jugendliche, zeigt die große Bedeutung, die der Sport im Ruhrgebiet hat. Bereits 1964 fand die erste Ruhrolympiade statt und sie gilt als Vorläufer der Ruhr Games, die der RVR 2015 ins Leben gerufen hat.
Die Ruhr Games sind ein internationales Jugend-, Kultur- und Sportfestival, das seitdem alle zwei Jahre stattfindet – das nächste Mal im Juni 2021. Mehrere tausend junge Sportlerinnen und Sportler zwischen zwölf und 21 Jahren aus dem In- und Ausland und zehntausende Besucher verwandeln unsere Region dann in eine große Arena. „Dreimal war ich bisher dabei und es war jedes Mal wirklich großartig. Eine tolle Stimmung mit den vielen jungen Leuten, ein richtig schönes Fest.“
Nach zehn Jahren hat Rainer Marschan nicht erneut für das Ruhrparlament kandidiert. „Ich bin jetzt siebzig, da dürfen auch mal jüngere Leute ran.“ Was gibt er seinen Nachfolgern mit auf den Weg? „Für die Arbeit im RVR sind die Sportkonferenzen das beste Instrument, um für die gesamte Region einen guten Austausch hinzubekommen.“ Das ist dann auch der richtige Ort, um zum Beispiel über eine Startetappe für die Tour de France zu sprechen. „Das könnte ein eindrucksvolles Event für die A40 werden.“