Guter Ganztag in Grundschulen
Die Bildungsverantwortlichen in der Metropole Ruhr haben ein Positionspapier zum Thema „Guter Ganztag“ vorgelegt. Die SPD-Fraktion im Regionalverband Ruhr begrüßt dieses Engagement und setzt sich für einen breiten Austausch über die nächsten konstruktiven Schritte ein.
Der RVR hat keine offizielle Zuständigkeit im Bereich Bildung. Da die Kommunen jedoch erkannt haben, dass es in der Metropole Ruhr identische Herausforderungen in diesem Bereich gibt, haben sie in den letzten Jahren einen regionalen Austausch vorangetrieben. Dieser begann 2012 mit dem ersten Regionalen Bildungsbericht. Die Schaffung gleichwertiger Bildungschancen auch und gerade in sozial benachteiligten Quartieren ist eine Aufgabe für alle Kommunen im RVR, daher hat sich die Zusammenarbeit seit 2012 bewährt. So erarbeiteten in der Initiative ZukunftsBildung Ruhr hunderte Akteure aus der Region Empfehlungen zu den zentralen Bildungsthemen des Ruhrgebiets, die der NRW-Bildungsministerin im April übergeben wurden. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Verknüpfung von Bildung und Quartiersentwicklung. Diese Verknüpfung spielt auch bei der Weiterentwicklung des Offenen Ganztags in den Grundschulen eine entscheidende Rolle.
Der RVR wurde von den Kommunen aufgefordert, ein Positionspapier zum Thema „Guter Ganztag in der Primarstufe in der Bildungsregion Ruhr“ zu erarbeiten. Hierzu haben sich die Bildungsdezernent*innen in der Beigeordnetenkonferenz ausgetauscht und im Mai einen entsprechenden Text vorgelegt. 2015 trat das neue RVR-Gesetz in Kraft. Dadurch wurde die Kooperation zwischen den Kommunen weiter gestärkt. Im Kommunalrat tauschen sich die Oberbürgermeister und Landräte der Metropole Ruhr regelmäßig aus, auch die Dezernent*innen treffen sich turnusgemäß. Die Vorsitzende der SPD-Fraktion im RVR, Martina Schmück-Glock, freut sich über die gute Zusammenarbeit: „An dem Positionspapier zum Guten Ganztag zeigt sich ganz konkret, dass sich der engere regionale Austausch in der Praxis bewährt. Das ist gut für jede einzelne Stadt und für die gesamte Region.“
So sind sich die Bildungsverantwortlichen in den Kommunen einig, dass ein gutes Ganztagsangebot insbesondere für Kinder, die unter schwierigen sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen aufwachsen, eine große Bedeutung hat. Im Schuljahr 2017/18 besuchten in der Metropole Ruhr 186.874 Kinder eine Grundschule. Nur 45,2 Prozent dieser Schülerinnen und Schüler kamen in den Genuss eines Ganztagsangebots. Der Anteil der Kinder (7 bis 15 Jahre) in SGB II-Bedarfsgemeinschaften ist im Ruhrgebiet überdurchschnittlich hoch, nämlich 26 Prozent gegenüber 18,3 Prozent in NRW. Um mehr Kinder besser fördern zu können, sollen daher nach den Aussagen des Positionspapiers in einem ersten Schritt mit einem Sofortprogramm neue Plätze geschaffen und die Qualität verbessert werden. Da viele Kommunen in der Haushaltssicherung sind und keine freiwilligen Leistungen erbringen können, ist hier das finanzielle Engagement des Landes unerlässlich.
Gerade auch in mehrfach belasteten Quartieren kann ein hochwertiges pädagogisches Angebot am Nachmittag die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder fördern und so einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten. Der Ganztag bietet durch eine Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern Anknüpfungspunkte in die Quartiere hinein und die Möglichkeit, die Familien vor Ort zu unterstützen und einzubeziehen.
Das Papier verweist auf die Bedeutung verlässlicher Rahmenbedingungen, die Notwendigkeit von mehr Ressourcen für besonders belastete Quartiere und eine professionelle Kooperation von Grundschullehrer*innen, Sonderpädagog*innen und anderen Fachkräften. Um das zu gewährleisten sind ein angemessener Personalschlüssel, eine Aus- und Weiterbildungsoffensive sowie eine gute räumliche Ausstattung erforderlich. Die Bildungsverantwortlichen der Metropole Ruhr fordern landesweite Mindeststandards und finanzielle Unterstützung durch das Land NRW. Das Positionspapier ruft die Landesregierung zu einer gemeinsamen Ausbau- und Qualitätsoffensive für den Offenen Ganztag in den Grundschulen auf, um den Bedarf zu decken und die Qualität zu verbessern. Martina Schmück-Glock: „Die Bildungsverantwortlichen in der Metropole Ruhr haben die Lage analysiert und sind zu gemeinsamen Ergebnissen gelangt. Wir wollen uns mit den Fachleuten austauschen, welche nächsten Schritte möglich sind, um das Ganztagsangebot in den Grundschulen auszubauen. Dabei wollen wir auch die entsprechenden Anregungen der Bildungsexperten gegenüber dem Land unterstützen.“