05. August 2022 Thema: Klima Von Martina Schmueck-Glock
Erneuerbare Energien möglichst rasch auszubauen steht in der Metropole Ruhr ganz oben auf der Tagesordnung. Der RVR kann mit seiner langjährigen Erfahrung in diesem Bereich und mit den verbandseigenen Flächen eine Vorreiterrolle einnehmen.
Die Treibhausgas-Bilanz für die Metropole Ruhr zeigt, dass durch den Ausbau der erneuerbarer Energien die Emissionen zwar gesunken sind, unser Endenergieverbrauch jedoch nahezu konstant geblieben ist. Der Verbrauch im Ruhrgebiet liegt deutlich über den Vergleichswerten in NRW und in der Bundesrepublik. Grund dafür ist vor allem der hohe Energiebedarf der Schwerindustrie.
Eine positive Entwicklung ist bei den privaten Haushalten festzustellen. Das liegt zum einen an effizienteren Gebäuden und zum anderen an Verhaltensänderungen der Menschen.
Der RVR kann mit gutem Beispiel vorangehen und an allen Stellschrauben drehen, die einen Beitrag leisten, unsere Treibhausgas-Bilanz zu verbessern. Seit vielen Jahren schon ist er im Bereich Klimaschutz aktiv. So erstellt der RVR die THG-Bilanzen für die ganze Region. Er hat das Solardachkataster erarbeitet, mit dem Hauseigentümer prüfen können, ob ihr Dach für eine Solaranlage geeignet ist. Mit seinem Klimaserver zeigt er, welche Auswirkungen die Klimakrise auf die Städte hat.
Der RVR verfügt also über viele Daten und viel Kompetenz rund um Klimaschutz und erneuerbare Energien. Das zeigt sich auch an ganz konkreten Beispielen wie Photovoltaikanlagen und Windrädern, die inzwischen auf acht Halden stehen. Die RVR-Tochter Ruhrwind, die das Windrad auf der Halde Hoppenbruch in Herten betreibt, wurde bereits 1997 gegründet. Die Abfallentsorgungs-Gesellschaft AGR, ebenfalls eine RVR-Tochter, baut zurzeit eine Anlage, die Wasserstoff produziert, und eine Wasserstofftankstelle. Beides geht voraussichtlich im Jahr 2023 in Betrieb. Der „Masterplan klimaneutrale Metropole Ruhr“ ist in Arbeit, erste Zwischenergebnisse gibt es im Spätsommer
Viel ist also schon passiert, viel mehr ist möglich und nötig. Durch die Verschärfung der Klimakrise und den Krieg gegen die Ukraine ist der rasche Ausbau der erneuerbaren Energien noch drängender geworden und auf der Tagesordnung ganz oben gelandet. Das zeigen auch vermehrte Anfragen an den RVR, seine Grundstücke Dritten zur Verfügung zu stellen, die dort Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien errichten wollen.
Etwa 18.000 Hektar Flächen sind im Besitz des RVR, das sind umgerechnet mehr als 25.000 Fußballfelder. Viel Platz also. Aber auch viel Platz für erneuerbare Energien? Das herauszufinden ist eine umfangreiche Aufgabe, da diese Flächen nicht leer sind, sondern Wälder, Grünflächen und Gebäude darauf stehen. In den kommenden Monaten wird geprüft, was konkret auf welchen Flächen machbar ist und welche Betreiber- und Finanzierungsmodelle am sinnvollsten sind.
Welche Halden eignen sich? Auf welchen Gebäuden ist was machbar? Lassen sich Flächen, auf denen früher Kiese und Sande abgebaut wurden, nutzen? Auf dem Silbersee III in Haltern schwimmt seit kurzem eine Fotovoltaikanlage. Ist so etwas auch an anderer Stelle möglich? Gibt es Waldflächen, auf denen Windräder errichtet werden können? Auf all diese Fragen gibt es keine pauschalen Antworten, sondern es muss einzeln untersucht werden. Schließlich müssen neue Anlagen auch an die entsprechenden Netze angeschlossen werden.
Auf Initiative unserer SPD-Fraktion hat die Verbandsversammlung die erforderlichen Prüfaufträge beschlossen. Ein Punkt dabei ist die Einrichtung einer Taskforce, die in Abstimmung mit den Städten und dem Kommunalrat klären soll, welche der anstehenden Aufgaben beim Ausbau der Erneuerbaren Energien der RVR für die Städte übernehmen kann und wie eine solche Serviceleistung über die bestehende Umlage hinaus finanziert werden kann.
Wichtig ist, schnell ins Handeln zu kommen und den Ausbau der erneuerbaren Energien in der ganzen Region voranzutreiben. Dabei wollen wir nicht auf eine einzige Energieform setzen, sondern auf Vielfalt. Von Bundesseite gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten, die wir vor Ort nutzen können. Hier kann der RVR die Städte unterstützen und beraten.
Wenn es um öffentliche Fördermittel geht, müssen Kommunen jedoch immer einen Eigenanteil erbringen. Aufgrund der Altschulden sind manche Städte dazu nicht in der Lage. Es wird Zeit, dass dieses Problem endlich gelöst wird. Schließlich erfordert die Bewältigung der Klimakrise eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung und eine Beteiligung aller.
Martina Schmück-Glock ist Fraktionsvorsitzende der SPD im Ruhrparlament und Vorsitzende des Ausschusses für Klima, Umwelt und Ressourceneffizienz
Fotos: ©SPD im Ruhrparlament