17. Februar 2017 Thema: Allgemein Von SPD-Fraktion
17. Februar 2017
Seit 2011 ist sie Regionaldirektorin des RVR. Im Februar wurde die Juristin aus Lünen (Kreis Unna) einstimmig bis 2025 wiedergewählt. Die SPD-Fraktion im RVR gratuliert zur Wiederwahl und hat mit Karola Geiß-Netthöfel über Herausforderungen, Wünsche und James Bond gesprochen.
RVR-SPD: Was ist für die Metropole Ruhr die größte Herausforderung in den nächsten Jahren?
Karola Geiß-Netthöfel: Das neue RVR-Gesetz erlaubt eine noch engere regionale Zusammenarbeit. Hier können wir im Interesse aller noch eine Schüppe drauflegen. Schließlich ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Ein erstes Beispiel ist das Geonetzwerk Ruhr, bei dem digitale Daten und Informationen gebündelt werden. Hier haben alle Beteiligte etwas davon, und sie sparen bares Geld. Weitere regionale Netzwerke (z.B. Digitale Metropole Ruhr) werden gerade aufgebaut.
Zurzeit erarbeiten wir gemeinsam mit den Kommunen den ersten einheitlichen Regionalplan Ruhr. Dass der RVR die Planungshoheit für die Region zurückerhalten hat, ist ein großer Schritt hin zu einer regional abgestimmten Planung, von der alle profitieren.
In diesem Jahr geht die Standortmarketingkampagne an den Start. Wer in der Metropole Ruhr lebt oder arbeitet, kennt die Vorzüge dieser einmaligen Region. Wir wollen dafür sorgen, dass sich das noch weiter herumspricht – gerade bei Entscheidern aus der Wirtschaft. Wenn bei uns in zehn Jahren die Internationale Gartenausstellung IGA 2027 stattfindet, soll sich bundesweit und international bereits ein neues Bild in den Köpfen etabliert haben: Die Metropole Ruhr als wirtschaftlich innovative und leistungsfähige Region, die gerade auch landschaftlich attraktiv ist.
RVR-SPD: Welche Rolle hat der RVR, um diese Herausforderung zu bewältigen?
Karola Geiß-Netthöfel: Der Regionalverband ist seit fast hundert Jahren die regionale Klammer. Er bietet den großen Tisch, an dem sich alle treffen und austauschen. Mir ist auch wichtig, dass wir Impulse geben und neue Ideen entwickeln.
RVR-SPD: Im Mai sind Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen. Was wünschst Du Dir von der neuen Landesregierung, damit die Metropole Ruhr nicht nur immer grüner wird, sondern sich auch wirtschaftlich positiv entwickelt?
Karola Geiß-Netthöfel: Die Metropole Ruhr soll als das wahrgenommen werden, was sie ist: eine Region mit vielen Städten und einer polyzentralen Struktur. So eine Region ist in ganz Europa einmalig, sie braucht eine eigene, individuelle Unterstützung und passgenaue Förderprogramme, an denen auch eher finanzschwache Kommunen teilhaben können. Ich wünsche mir, dass sich die neue Landesregierung sprichwörtlich ein Bild von der Region macht. Daher werde ich sie gleich zu Beginn der neuen Legislaturperiode, egal in welcher Zusammensetzung, einladen zu einer Kabinettssitzung in die Metropole Ruhr zu kommen.
RVR-SPD: Wie hat sich die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ebenen – Kommunen, Region und Land – in den letzten Jahren entwickelt und wo siehst Du noch Verbesserungsbedarf?
Karola Geiß-Netthöfel: Kooperation bedeutet immer auch, vertraute und gewachsene Strukturen loszulassen. Dieser Prozess hat auf allen Ebenen begonnen und Fahrt aufgenommen. Zurzeit entwickelt sich eine neue regionale Kooperationskultur, die wir noch weiter ausbauen wollen. Ein gutes Beispiel ist der Kommunalrat im Regionalverband Ruhr, die Beratungsrunde der Oberbürgermeister und Landräte des Ruhrgebiets oder die Konferenzen der Beigeordneten. Auch die Direktwahl der Verbandsversammlung im Jahr 2020 wird die regionale Sicht in der Politik sicher verstärken.
RVR-SPD: Was wünschst Du Dir von Deiner eigenen Partei, der SPD, um die Metropole Ruhr weiter voranzubringen?
Karola Geiß-Netthöfel: Ganz entscheidend ist das Verständnis für diesen besonderen Raum, in dem der Wandel und die städteübergreifende Kooperation immer mehr zum Alltag gehört. Ich wünsche mir Unterstützung dafür innerhalb und auch außerhalb der Region. Meine Partei sollte sich dabei wieder auf ihre Grundwerte besinnen, damit meine ich insbesondere soziale Gerechtigkeit. Wir wissen, dass es auch in unserer Region große soziale Disparitäten gibt, die wir gerade als SPD kontinuierlich abbauen sollten. Die Aktivitäten der Landesregierung, zum Beispiel beim Projekt „Kein Kind zurücklassen“, müssen intensiv begleitet werden. Der RVR kümmert sich mit dem noch recht jungen Referat „Bildung und Soziales“ gerade um diese Themen und benötigt jegliche Unterstützung.
RVR-SPD: Du kommst aus Lünen im Kreis Unna. Der Kreis Unna liegt im Osten der Metropole Ruhr, gehört also zu den Randgebieten. Welchen Nutzen bringt der RVR der Stadt und dem Kreis?
Karola Geiß-Netthöfel: Der Kreis Unna liegt zwar am Rand der Metropole Ruhr, hat sich aber immer dazugehörig gefühlt. In meiner Heimatstadt Lünen gab es gleich mehrere Zechen genau wie in den Nachbarstädten. In Lünen war zum Beispiel die Bergbauzulieferung ein enorm wichtiger Wirtschaftszweig. Hier den Wandel zu begleiten ist eine große Herausforderung, an der sich der RVR in vielfältiger Weise beteiligt: Mit der Regionalplanung, der Wirtschafts- und Tourismusförderung kann die Region neu geplant und entwickelt werden.
RVR-SPD: Gibt es etwas in Deinem Job, das Dich immer noch richtig begeistert oder besonders großen Spaß macht?
Karola Geiß-Netthöfel: Toll ist, dass ich oft ganz nah dran bin und gleichzeitig aus der regionalen Perspektive auf viele Themen schauen darf. Ich treffe innerhalb und außerhalb der Region immer neue, interessante Menschen und entdecke immer wieder neue Plätze und Ecken, die mir zeigen, wie viele unterschiedliche Facetten die Metropole Ruhr hat.
RVR-SPD: Bekanntlich kam James Bond in Wattenscheid zur Welt. Wie würdest Du ihm in einem Satz erklären, warum er unbedingt noch einmal die Metropole Ruhr besuchen sollte?
Karola Geiß-Netthöfel: Ich würde mit ihm im Sonnenuntergang auf der Halde Rheinelbe eine Currywurst essen und mit einem Bier von hier anstoßen. Dann wird er von selbst zugeben, dass ein noch so gut geschüttelter Wodka Martini da nicht mithalten kann.
Fotos: Michael Gustrau/RVR-SPD